Mittwoch, 18. September 2013

Lesen, die zweite


Was das alles mit New Orleans zu tun hat?
Mein Leib- und Magen-Buchladen in New Orleans, Octavia Books in der gleichnamigen Straße in Uptown New Orleans, ist ein lichter, mit viel Glas und interessanten Ebenen und Grundriss gestalteter Laden, der auch seit Katrina nach wie vor brummt (so mein Eindruck, ich kenne keine Zahlen). Woran das liegt? Sicherlich an dem besonderen Ort, dem ausgewählten New-Orleans-Sortiment, den liebevoll auf Zettelchen geschriebenen Mitarbeiterempfehlungen, den Lesegruppen und Buchklubs, die sich dort treffen, der ständig aktuellen Webseite mit Lesetipps und Bestellmöglichkeiten und der Auswahl aus 3 Millionen E-Books. Beeindruckend ist aber auch der Veranstaltungskalender, demzufolge allein im September noch 10 Lesungen stattfinden, darunter auch Kinderbuchlesungen.
Und die Autoren scheinen gern dorthin zu kommen. Am 27. September wird Jesmyn Ward aus ihrem neuen Buch lesen, einem Lebensbericht (neudeutsch: Memoir) unter dem Titel Men We Reaped (In etwa: Männer, die wir hervorgebracht haben), in dem sie über fünf junge schwarze Männer, ihren Bruder und Freunde, schreibt, die viel zu früh gestorben sind, letztendlich an den Folgen von Rassismus und ökonomischer Benachteiligung (hier die gestrige Besprechung in der New York Times).
Jesmyn Ward war vor zwei Jahren Preisträgerin des National Book Award für ihren Katrina-Roman Salvage the Bones, den ich hier besprochen habe. Jetzt liegt die deutsche Übersetzung von Ulrike Becker unter dem Titel Vor dem Sturm (bei Antje Kunstmann) vor, die übrigens auch als E-Book erhältlich ist. Jesmyn Ward ist erst um die dreißig, aber ich glaube, hier verschafft sich gerade eine wichtige neue Stimme Gehör. (Geheimtipp?)
Wenn ich mir eine Lieblingsbuchhandlung hier in Berlin wünschen dürfte, dann wäre sie wie Octavia Books, nachbarschaftlich, kompetent, ohne Kaffee und anderen Schnickschnack.

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