Freitag, 5. April 2013

Whatever Works


Woody Allen-Filme jagen mir immer ein schlechtes Gewissen ein, weil ich weiß, dass Europa ihm zu Füßen liegt. Eine Handvoll Amerikaner kennt und mag ihn auch, aber ich... ich werde nicht so richtig warm mit ihm. Dabei versuche ich es immer wieder: Angefangen hat es mit Purple Rose of Cairo in den Achtzigern, tolle Idee, dass der Schauspieler von der Leinwand ins Kinopublikum steigt, aber... Ein Freund verglich mich mal mit Annie Hall, d.h. Diane Keaton, aus dem gleichnamigen Film (auf Deutsch: Der Stadtneurotiker), der ging auch, und es gab noch einige andere. Ich glaube, ich finde es besser, wenn Woody Allen selbst nicht mitspielt, er ist immer so anstrengend, neurotisch und zeterig, ein bisschen wie Louis de Funès aus Der Gendarm von St. Tropez oder auch Fantomas (Oh, die Siebziger!), aber der sah wenigstens irgendwie niedlich aus. Dann hatte ich noch mal Matchpoint versucht, entsetzlich, und seitdem eigentlich nix mehr.
Aber dann diese Woche habe ich, abgeschlafft, geguckt, was so im Fernsehen kommt und habe mir auf Arte Whatever Works (In etwa: Wenn’s funktioniert...!) von Woody Allen angesehen. Dieses Mal vertritt ihn Larry David, der zwar genauso anstrengend, neurotisch und zeterig ist wie W.A. selbst, aber irgendwie hat der Film trotzdem Charme. 
Es geht um die sehr unwahrscheinliche Liebe und Ehe des ältlichen nihilistischen, hypochondrischen, menschenfeindlichen Hauptdarstellers mit einem blutjungen Mädchen aus Mississippi, die von zu Hause ausgerissen ist. Melody heißt sie. Charmant ist der Film einerseits wegen der angenehmen Spielorte (New Yorker Wohnung, Straßenecken, Märkte, Hausboot, schönes Wetter), zweitens wegen Evan Rachel Wood als Melody, die für mich hier ein bisschen eine blonde Audrey Hepburn (Holly Golightly) aus Frühstück bei Tiffany’s gibt, drittens auch wegen ihrer Eltern, die auf der Suche nach ihr und nach einander auch nach New York kommen und, Klischee muss sein, ihre übertriebene Bibelfestigkeit und Prinzipienreiterei in der großen freien Stadt fallen lassen, so wie auch ihre Hüllen und sich selbst entdecken. 
Am Schluss haben alle Beteiligten eine neue Liebe und/oder Liebesform für sich gefunden, die für sie funktioniert, und das ist eben auch die Message: Wenn’s funktioniert...
Gefallen hat mir übrigens auch die Mutter, die, da habe ich aufgehorcht, aus New Orleans stammen sollte. Und siehe da, die Schauspielerin Patricia Clarkson ist in New Orleans geboren und aufgewachsen. Sie ist die Tochter der Stadträtin Jaqueline Clarkson, und ihr Vater arbeitete in der Schulverwaltung. Sie selbst hat an verschiedenen Unis studiert, u.a. auch in LSU und hat einen Master of Fine Art von der Yale University. Sie spielt meistens in Independent-Filmen und bekommt dafür auch regelmäßig Preise (Emmy, Oskar-Nominierung). 2010 ist sie nach der BP-Ölkatastrophe mit einem kleinen Text und Video an die Öffentlichkeit getreten. Sie spricht darin über ihre eigene Kindheit und das Leben an der Golfküste und klagt an, dass eine einzige Firma den Lebensraum so vieler Menschen und Tiere zerstören kann. Sie prangert die ölschluckende Lebensweise der Amerikaner an und bittet sie, sich an ihre Senatoren zu wenden. 
Ich befürchte, das hat nicht funktioniert. Inzwischen hat auch Obama wieder Bohrlizenzen für neue Explorationen vor der Küste Louisianas verkauft. 
Übrigens lief in dem Film auch immer wieder New Orleans Jazz als Filmmusik. Woody Allen hat ja nach New York allerhand Städtefilme gemacht, London, Paris, Barcelona, Rom. Woody Allens New Orleans würde mich schon seeeehr interessieren.
Hier Patricia Clarksons Beitrag. Hier noch für ein paar Tage der Woody-Allen-Film Whatever Works

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