Donnerstag, 4. Oktober 2012

Pralines


Gibt es eigentlich etwas Reineres, Ehrlicheres, Urigeres als puren Zucker? Das heißt: braunen Zucker, der aus Zuckerrohr gewonnen wird, wie es in Südlouisiana ausgiebig angebaut wird?
Wenn es dort herbstet, die Sonne tiefer steht und die Luft klammer wird, allerdings ohne bunte Blätter, dann werden die Zuckerrohrfelder abgeerntet und niedergebrannt, und ihr Rauch mischt sich mit dem aus den Schornsteinen der Raffinerien, und ein süßlich-verbrannter Geruch überzieht die Landschaft. Das hat etwas Heimelig-Melancholisches, denn es läutet den Winter ein, der dort natürlich nicht so lang und dunkel ist wie hier.
Mit braunem Zucker kann man raffinierte Sachen machen, zum Beispiel einen Mint Julep, einen schmackhaften Sommercocktail, den ich erst letzte Woche zum ersten Mal hier gemixt habe. Auch in Frankreich, wo ja das gute Essen erfunden wurde, schätzt man Rohrzucker sehr, aber das hängt wohl mit den strategisch platzierten Kolonien zusammen, von denen einige jetzt keine mehr sind und andere nicht mehr so heißen, sondern zu Landesteilen verschiedenen Ranges erklärt wurden (DOM-TOM) und damit ganz gut fahren, so dass sich die Einheimischen größtenteils den Dingen fügen.
Eine Krönung erlebt der Zucker jedoch in einer typischen kreolischen „Praline“ (in New Orleans sagt man: Praa-lien), die nicht besonders aussieht, aber warmherzig und gehaltvoll ist und unglaublich sanft. Wie immer gibt es verschiedene Rezepte, mit oder ohne Sirup oder Milch oder Schokolade. Immer dabei: Rohrzucker und Pecannüsse, die schmalen, braunen, dunkel und warm schmeckenden Nüsse mit der knackfreundlichen Schale, die dort in den Gärten wachsen. Bilder von Pralines hier und hier. Pecans hier.

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