Sonntag, 14. Oktober 2012

Cajun-Gewürzmischung


Ob der Fernsehkoch Alfons Schuhbeck schon mal in Louisiana war? Und dort neugierig Kopfdeckel angehoben oder sogar mitgekocht hat? Ich glaube nicht.
Vor kurzem ist nämlich seine Cajun Gewürzmischung Teil meines Haushalts geworden. Die Namen der Zutaten kenne ich: Knoblauch, Paprika edelsüß, Pfeffer, Zwiebeln, Cumin, Coriander, Chillies, Ingwer, Kümmel, Oregano, Curcuma, Thymian, und das gefällt mir. Auch dass einige extra mit C geschrieben wurden, wohl in Erinnerung an das C in Cajun (und Cnoblauch?). Ich habe es gleich aufgemacht und daran geschnuppert und besonders den Kreuzkümmel herausgerochen, den ich mir kürzlich für ein karibisches Bauch-weg-Rezept aus meinem Sportstudio zugelegt habe. "Cajun" roch es aber nicht.
Auf der Webseite steht dann „Traditionsmischung aus der karibischen Küche. Das Temperament der Karibik: exotisch, sonnig, mit feiner Schärfe.“ Nun gibt es in Südlouisiana zwar Cajuns und karibische Einflüsse, aber sie sind nicht dasselbe. In der Karibik leben vor allem die Nachfahren afrikanischer Sklaven, von denen einige, zum Beispiel Haitianer nach der Befreiung nach Louisiana kamen. Viele von ihnen werden heute zu den Kreolen gezählt
Die Cajuns wiederum sind eigentlich Franzosen, die vor vielen Jahrhunderten (Ende des 16. Jhd.) nach Kanada auswanderten und ihren besonderen altmodischen Dialekt mitnahmen und bewahrten. Ihre Provinz, zu der übrigens auch Teile des Bundesstaates Maine gehörten -- deshalb gibt es dort auch noch eine französischsprachige Minderheit -- nannten sie Acadia. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Region britisch und die Briten forderten, dass sich die Akadier der britischen Krone unterwerfen. Als sie sich weigerten, wurden sie 1755 deportiert, wobei viele starben. Die meisten der Akadier, die es schafften, kamen den Mississippi herunter nach Louisiana, das damals französische Kolonie war. Dort ließen sie sich in den Wäldern und an den Bayous nieder und lebten von der Landwirtschaft und vom Fischfang. (Weil sich auf dem sumpfigen Boden Rinder nicht gut halten lassen, ist – anders als in den übrigen USA -- Schweinefleisch fester Bestandteil der Cajun-Küche.) Aus den Acadiens wurden (durch sprachliche Abschleifung) die Cajuns, die lange Zeit mehr oder weniger ungestört vor sich hin lebten, nicht üppig, aber indem sie ihre Sprache weiter sprachen, die sie mit gelegentlichen englischen Einsprengseln versahen, und eine lebendige Ess-, Musik- und Tanzkultur pflegten.
Karibik stimmt wiederum metaphorisch, denn die Cajuns lebten in einer völlig neuen natürlichen Umgebung in enger Nachbarschaft mit Schwarzen, Indianern und europäischen Einwanderern und wurden natürlich auch von diesen beeinflusst.
Und so hat Herr Schuhbeck dann doch wieder alles richtig gemacht. 
(Zur Information wird hier übrigens vor Essen gewarnt, das sich New Orleans, Cajun usw. nennt.)

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