Montag, 23. Juli 2012

Kakerlaken

Der Mensch schickt Satelliten ins Weltall, baut Brücken und Tiefgaragen, richtet Schienenersatz- und Pendelverkehr ein, verdient sein Geld damit, Dinge in Computer zu tippen, und dennoch bin ich fest davon überzeugt, dass die eigentlichen, stillen, omnipräsenten Herren dieser Welt die Insekten sind, die unbemerkt und von uns kaum behelligt ihr Leben führen.
An so einem Ort wie Südlouisiana fällt das natürlich mehr auf als hier, weil es viel mehr Insekten gibt und weil sie größere Schmerzen verursachen. Da sind zum Beispiel die Feuerameisen (weshalb man sich dort nie einfach so auf eine Wiese setzen sollte), die Mücken (die kleiner sind als unsere, schwarz-weiß geringelte Beine haben und sehr wehtun) und Termiten (die nach und nach ganze Häuser aushöhlen können). Ich hatte mal einen Insektenforscher als Mitbewohner, der im ganzen Haus Tierfotos aufgehängt hatte und aus dessen Zimmer bizarre E-Musik zu hören war, „Insektenmusik“, wie wir sagten -- und der beschäftigte sich mit den Ernährungsgewohnheiten der Termiten. Die Entomologie ist in Louisiana ein lukratives Geschäft.
Die unangenehmsten und ekelhaftesten von allen, die Kakerlaken, sind im Süden auch besonders groß. Meine erste sah ich im Oktober 1990 bei meiner Ankunft in New Orleans in einem Pizzaladen in der Greyhound-Station an der Wand sitzen.
Seitdem habe ich viele andere Exemplare kennen gelernt, obwohl die Bekanntschaft, vor allem seit meine Katze in mein Leben trat, meist von kurzer Dauer war. Es gibt im Wesentlichen zwei Sorten, die dunkelbraunen, die nur so ca. 6 Zentimeter plus Fühler lang sind und es gibt die rotbraunen, noch größeren, wo die Beine auf dem Panzer angebracht zu sein scheinen. Diese nennt man Palmetto Bugs, sie können auch fliegen und sehr sehr schnell rennen. Wie immer steht im Internet, dass das alles eine Frage der Reinlichkeit ist. 
Ist es aber nicht, denn sie leben in den Bäumen, im Gras, im Gebälk der alten Häuser und kommen herein, wenn sie ein Ritze oder ein offenes Fenster entdecken. Dagegen helfen Giftköder, sogenannte Roach Motels, schwarze Sechs- oder Achtecks mit mehreren Eingängen, die man in der Wohnung verteilt. Im akuten Fall auch Spray, obwohl sie dann immer noch weiter rennen. Als endgültigen Ex-Terminator empfehle ich aber eine kleine schwarze Katze, die sich jetzt in meiner Berliner Wohnung auch schon mal über eine Fruchtfliege freut.
Wer unbedingt Fotos von louisianischen Kakerlaken sehen will, guckt bitte im Internet. Hier ein Foto der ultimativen Kakerlakenjägerin.


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