Freitag, 29. Juni 2012

Wir haben Lösungen?

Am Montag habe ich mit meinen Studenten ein Experiment gewagt: Ein kleines Projekt zur Kriminalität in New Orleans. Angeregt dazu hatte mich der 5-Punkte-Plan zur Reduzierung der Mordrate in der Stadt, den Bürgermeister Mitch Landrieu am 22. Mai 2012 vorgelegt hat (Zeitungsartikel hier und Interview hier)
Zunächst hatten einzelne Studenten bestimmte Fakten recherchiert (Geografisches, Geschichte, Kultur, Politik, Schulen, Polizei, Kriminalitätsrate, Katrina), die wir zusammentrugen. Dann überlegten sie sich in kleinen Gruppen Strategien zur Senkung der Mordrate, und ich wollte sehen, ob sie mit denen des Bürgermeisters übereinstimmen (aber natürlich sollten sie auch einfach Englisch sprechen).
Hier einige seiner Punkte:
-- die Schaffung eines Spezialistenteams auf Bundesebene zur Strafverfolgung von Drogenkönigen
-- Mentorenprogramme ausbauen
-- Arbeits- und Wohnangebote für ehemalige Straffällige verbessern
-- das öffentliche Vertrauen in die Polizei von New Orleans wiederherstellen
-- Programme zur Konfliktlösung und Traumaberatung anbieten
-- Jugendliche über die Konsequenzen krimineller Handlungen aufklären.
Gestern gab es eine Anhörung vor dem City Council, wo der Polizeipräsident Ronald Serpas meinte, dass er eine Senkung der Mordrate nicht versprechen könne (Artikel hier). Auf Anfrage meinte er, dass die Hälfte der Polizisten auf den Stadtautobahnen im Einsatz sind, wo eigentlich Staatspolizei patrouillieren sollte. Aber, das ist nicht nur meine Meinung, Polizei ist eben längst nicht alles.
Meine Studenten, die sich zum ersten Mal mit der Stadt beschäftigten, sollten in 15 Minuten Patentlösungen erarbeiten, und das Ergebnis ist ganz beeindruckend. Einige Forderungen tauchten mehrmals auf: strengere Waffengesetze, was in den USA von heute wohl aussichtslos ist, und bessere Schulen, obwohl ja in New Orleans viele denken, dass die neu eingeführten Charter schools die beste Lösung sind. Und da die meisten der Studenten Sozialarbeit studieren, forderten viele mehr Sozialarbeiter, insbesondere Streetworker. Von der Finanzierung abgesehen, stelle ich mir Streetworker in einer so losen Stadt wie New Orleans, die an wenigen Stellen richtig urban und großstädtisch wirkt, schwierig vor. Aber diese und andere zum Teil ausgefallene, aber sehr inspirierte Ideen werden wir in einem Brief an den Bürgermeister zusammenstellen.
Am Ende sollte ich erzählen, was denn dort so besonders und so schön sei. Und warum ist es so gewalttätig, wenn es so schön ist? Eine wirklich gute Frage. Und können wir nicht mal was Positives über New Orleans hören? Nächste Woche also gibt es Musik, ein bisschen Film, vielleicht auch was zum Lesen aus Nju Orliens.

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