Montag, 2. Januar 2012

New Orleans --> Havanna und zurück

Für manche ist New Orleans das Tor zur Karibik, und der Autor Lafcadio Hearn schrieb Ende des 19. Jahrhundert über seine Lage am Spanish Main (dem spanischen Meer?). Das Spanish Main umfasste alle Küsten der ehemaligen spanischen Kolonien am Golf von Mexiko und in der Karibik und erinnert ein wenig romantisierend an die Zeiten, als dort Piraten und Freibeuter unterwegs waren. Zum Spanish Main gehörten auch Kuba und Puerto Rico, und ein Bekannter meinte einmal, dass das French Quarter der puertorikanischen Hauptstadt San Juan sehr ähnlich sehe.
Die kubanische Hauptstadt Havanna liegt etwa 170 Kilometer von Key West entfernt, wo sich Ernest Hemingway gern aufhielt. Es ist die größte der Florida Keys, der über 200 Koralleninseln ganz im Süden von Florida, und die Fahrt dorthin führt auf einer erhöhten Straße stundenlang über strahlend türkisfarbenes Wasser, mit dem Golf von Mexiko auf der rechten und dem Atlantik auf der linken Seite. Das Wort „key“ kommt übrigens von dem spanischen Wort „cayo“ für eine kleine flache Insel der Antillen und im Golf von Mexiko. Wegen der relativen Nähe gibt es in Florida auch so viele kubanische Einwanderer, inzwischen in der zweiten und dritten Generation, die nach der Revolution in die USA strömten und hier seit langem politisch und wirtschaftlich sehr einflussreich sind.
Von New Orleans aus liegt Havanna circa 1075 Kilometer südöstlich, und eventuelle Beziehungen gehen etwas weiter zurück. Im 18. Jahrhundert hatten die Franzosen diesen renitenten, anstrengenden* Landstrich eine Zeitlang den Spaniern zur Verwaltung überlassen hatten, aber ob New Orleans wirklich von Havanna aus regiert wurde, wie ein anderer Bekannter behauptet, weiß ich nicht. Vor der Revolution war New Orleans der größte Handelspartner Kubas in den USA, während man in den letzten Jahrzehnten nur von Los Angeles, New York und Miami nach Havanna fliegen konnte. Jetzt hat unter anderem auch New Orleans wieder die Erlaubnis bekommen, Flüge nach Havanna durchzuführen, im März 2011 von der Obama-Administration sowie im Herbst 2011 von der kubanischen Regierung. Wann diese Flüge aufgenommen werden, konnte ich noch nicht in Erfahrung bringen, aber der nach Katrina etwas überdimensionierte Louis-Armstrong-International-Flughafen und andere Unternehmen in New Orleans hoffen auf natürlich Gewinne. Derzeit fliegt man für mindestens 1000 Euro mit zwei Mal umsteigen ca. 10 Stunden bis Havanna.
Der Jazztrompeter und Hobbyjazzhistoriker Wynton Marsalis war übrigens auch schon mal in Havanna. In diesem kleinen Videoclip von dort demonstriert er ohne viele Worte ein paar musikalische Zusammenhänge zwischen den beiden Kulturen.
Happy New Year everyone!

* Nur ein paar Stichworte: Sümpfe, Schwüle, Mücken und anderes Ungeziefer, Prostituierte, Gefangene und Nonnen.

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