Dienstag, 4. Oktober 2011

Anne Rice zum Siebzigsten

Die Vampirkönigin Anne Rice feiert heute ihren 70. Geburtstag. In New Orleans als Howard Allen Frances O'Brien geboren und aufgewachsen, zog sie mit 16 mit ihrem Vater nach Texas. Mit 20 heiratete sie den Lyriker und Maler Stan Rice und ging nach San Francisco. Ihr erster Erfolgsroman Interview with a Vampire (Interview mit einem Vampir, 1976), in dem ein Vampirkind vorkommt, heißt es, sei eine Art Trauerarbeit für den Tod ihrer fünfjährigen Tochter an Leukämie gewesen. Nach dem Riesenerfolg kehrten die Rices nach New Orleans zurück, wo das Buch spielt. Anne Rice schrieb weiterhin Vampirromane, erotische und Schauerromane. 
2004, nach dem Tod ihres Mannes, zog Anne Rice nach Kalifornien in die Nähe ihres Sohnes Christopher Rice (*1978), der jetzt auch als Autor erfolgreich ist. (Seinen Roman A Density of Souls, auf Deutsch Grausame Spiele hatte man mir sehr ans Herz gelegt. Es geht um schaurige New Orleanser Friedhöfe, Mord und wahre, weil nämlich schwule Liebe—ich fand’s unsäglich. Nischenliteratur?) Von Anne Rice habe ich noch nichts gelesen, nur einen Auszug aus dem Film Interview with a Vampire (1994) gesehen: mit Tom Cruise, Brad Pitt und Kirsten Dunst, alle blutjung.
In New Orleans war Anne Rice eine Institution. Ihre historische Villa Rosegate im Garden District (1239 1st Street) öffnete sie für Führungen. Zu Lesungen soll sie in einem von Pferden gezogenen Sarg erschienen sein. 1997 legte sie sich mit dem Unternehmer Al Copeland an, u.a. Begründer des Popeyes Famous Fried Chicken-Imperiums. Copeland hatte auf der majestätischen St. Charles Avenue gleich in der Nähe des Garden Districts ein Restaurant namens Straya California Creole Grand Cafe eröffnet, mit Las Vegas-Miami Beach-Dekor, Palmen, schwarzen Leopardenskulpturen vor den Toiletten und seeeeehr viel Neon.
Anne Rice protestierte mit einer ganzseitigen Anzeige im New Orleans Times-Picayune gegen seinen schlechten Geschmack. Es entspann sich eine Fehde, die auch beim Mardi Gras ausgetragen wurde (Copeland angeblich mit Knoblauchring um den Hals, Anne Rice soll aus einer schwarzen Limousine goldene Gummiratten geworfen haben) und die Krewe de Vieux (sprich: Kru de Viu, eine kleine alternative Karnevalsparade im French Quarter) nahm alle beide auf den Arm. Anstelle des Straya steht jetzt schon lange ein Cheesecake Bistro; Al Copeland ist vor ein paar Jahren gestorben
Letztes Jahr machte Anne Rice wieder von sich reden, als sie ihren Austritt aus der katholischen Kirche bekannt gab. Katholisch aufgewachsen, war sie aus- und später wieder eingetreten. Jetzt erklärte sie, dass sie sich Christus zwar noch immer verpflichtet fühle, aber keine Christin mehr sein und nicht mehr zu dieser „zänkischen, feindseligen, streitsüchtigen und verdientermaßen verrufenen Gruppe“ gehören wolle. Im Moment tourt sie mit ihrem neusten Roman Of Love and Evil (2010).
Die Hinweise auf die jeweiligen Geburtstage verdanke ich übrigens Garrison Keillors Writer's Almanac.

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