Freitag, 23. September 2011

Das Sousaphon

Musik ist in New Orleans überall und meistens wird sie geblasen. Von Anfang an gehörte die Tuba dazu, auch beim Jazz. Als sich aber der Jazz in andere Städte ausbreitete, wurde die Tuba durch den Kontrabass abgelöst. Doch in New Orleans ist sie geblieben. Mit der Tuba, so heißt es bei NPR (hier, mit Musikbeispielen), ist es schwieriger, eine klare Basslinie zu spielen, denn die Tuba blubbert und pumpt eher, als dass sie konturiert.
Eine Tuba lässt sich allerdings viel besser im Gehen spielen als ein Kontrabass. Überhaupt kann man mit Blasinstrumenten, die für den Jazz so typisch sind, gut gehen oder marschieren. Oder die Straße entlang tänzeln: zum Karneval, bei jazz funerals (Jazzbeerdigungen) und zu vielen anderen Anlässen. Und dahinter tanzen die Leute dann in der second line (der zweiten Reihe).
Da aber Tubas wegen ihrer Größe sehr unhandlich sind, erfand der amerikanische Komponist John Philip Sousa (1854-1932) das Sousaphon. Das tat er zwar nicht für Jazzbands, sondern für die Kapellen und Musikkorps des Militärs, für die er seine Musik komponierte. Aber der Jazz entstand ja überhaupt aus der Zweckentfremdung der Instrumente, die sich die europäischen Einwanderer mitgebracht hatten, um brav ihre Märsche zu spielen.
Anders als eine normale Tuba schlingt sich das Sousaphon wie eine Python um den Oberkörper des Spielers. Der größere Röhrendurchmesser sorgt für einen wärmeren Klang und der große, nach vorn gerichtete Schallbecher bringt diesen besser ins Publikum. Das Sousaphon ist typisch für den Sound von New Orleans.
Die vielköpfige Rebirth Brass Band, die Dirty Dozen Brass Band (mit wohl 12 Musikern) , die Hot 8 Brass Band (mit 8) klingen nicht so präzise und ordentlich wie herkömmliche Jazzbands, sondern immer live. Auch Bonerama macht Funk-Rock mit Bläsern. Diese Blasbands mit ihren wilden Bläsern und Trommlern, und natürlich mit Sousaphon, werden in New Orleans heiß und innig geliebt und spielen ihre unbändige Mischung aus Jazz, Funk, Soul, Hip Hop regelmäßig dort vor ihrem Publikum, zum Beispiel im Maple Leaf. Als die Rebirth Brass Band bei der Wiedereröffnung des Contemporary Arts Center nach Katrina im Winter 2006 spielte, da schien es, als ob alles vielleicht doch wieder gut wird. Denn beide, Rebirth und das CAC sind New Orleanser Institutionen und für die Einheimischen Symbol und gelebte Kultur.
Übrigens gibt es hier in Europa, neben diversen Feuerwehrkapellen, auch Roma- oder Balkankapellen, die vor allem Blech blasen und dabei gehen und tanzen. Einige von ihnen, so die Fanfara Kalashnikov, spielen auch nicht einfach Tuba, sondern Sousaphon. Und so rufe ich ins Universum: Dankeschön, Herr Sousa!

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