Dienstag, 16. August 2011

The Fly

Auf Facebook gibt es eine Gruppe namens "grew up in New Orleans during the 1970s, did you? What do you remember??wo ich nicht Mitglied bin, denn ich bin in einem Vorort von Berlin (DDR) aufgewachsen. Die Gruppe hat 5482 Mitglieder, und natürlich erinnert man sich vor allem an Läden und Restaurants, die es nicht mehr gibt, oder Autokinos oder den Wettermann oder die Fernsehwerbung für New Orleanser Geschäfte. Was nicht auftaucht, sind die einschlägigen Sehenswürdigkeiten, Bourbon Street, das French Quarter überhaupt, oder auch nur Jazz Fest (das New Orleans Jazz and Heritage Festival, das seit 1970 immer im April/Mai—bei glühender Hitze—auf dem Fair Grounds and Race Track stattfindet).
Ausgerechnet mein Freund Rex erwähnte The Fly, und das gibt es auch heute noch. In meinen letzten Monaten in New Orleans bin ich jeden Morgen 3-4 Kilometer dort hin geradelt, ohne zu wissen, wie es heißt. Es gehört zum Audubon Park in Uptown, einem verwunschenen, üppigen Park mit ausladenden louisianischen Eichen, Magnolien, Pelikanen, Tümpeln, einem Park, der mit seinen vielen Joggern, Skatern, Spaziergängern sehr urban wirkt und in dem sich auch der beliebte Audubon Zoo befindet. Und dann dahinter, über die Eisenbahngleise hinweg, beginnt The Fly, eine weite Grasfläche in einer Kurve des Mississippi gelegen, mit wenigen Bäumen, wo der Fluss breit und wild und ganz steil mit Pflastersteinen und Stahlnetzen befestigt ist, und wo riesige Frachter und Schlepper majestätisch vorbeiziehen. Ein meditativer Blick. Dort also kann man auf der Wiese liegen, direkt am Flusshang sitzen und schauen, Fußball und anderes spielen, picknicken und man kann bestimmt auch hervorragend parken und auf dem Rücksitz schmusen, wie es die Amerikaner gern tun. The Fly heißt übrigens so, weil dort früher ein modernistisches, schmetterlingsförmiges Gebäude stand, das in den achtziger Jahren bei einer Kollision mit einem Frachter zerstört wurde. (Das passiert schon mal--in den neunziger Jahren rammte ein Frachtschiff in ein Einkaufzentrum in der Stadtmitte.)
The Fly gehört für mich zu den Dingen, die New Orleans so besonders machen: die Natur, das menschengerechte Maß, die Weite, und die Freiheit zu sein, wie man ist. Leider habe ich kein Foto, aber im Internet gibt es sogar ein kleines Video, zum Beispiel hier ...
P.S. Es stellt sich heraus, dass Rex, der nicht mehr dort wohnt, den kleinen Bau meinte, der dort nicht mehr steht. Er schreibt mir: „The fly was really a small structure, mainly a shelter, I think with a bathroom. It was right at the river's edge on the levee, and the main purpose seemed to be smoking pot.“ (The Fly war eigentlich nur ein kleines Gebäude, hauptsächlich ein Unterstand, ich glaube mit Toiletten. Es war gleich am Rande des Flusses auf dem Deich und es schien hauptsächlich dazu da zu sein, dass man dort Hasch rauchen konnte.)

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